Positives Alleinsein - Die Kraft aus bewusst gewählter Isolation

„Die Stille stellt keine Fragen, aber sie kann uns auf alles eine Antwort geben.“

Ernst Ferstl

Übersicht

Nicht immer bedeutet das Alleinsein einer Person, deren automatisch daraus resultierende Einsamkeit. Folgender Beitrag geht darauf ein, wie Kraft aus bewusst gewähltem Rückzug geschöpft werden kann. Es sollen die Vorteile aufgezeigt werden, welche bewusst genossene Zeit mit sich allein bringen kann. Auch soll die Wichtigkeit, die innere Ruhe dabei spielt, in einem separaten Kapitel verdeutlicht werden. Der Beitrag wird mit Beispielen von Menschen abgerundet, welche im Alleinsein Glück gefunden haben.

Was bedeuten Isolation, Einsamkeit und Alleinsein?

Zu Beginn wollen wir auf das Phänomen der Einsamkeit eingehen, wo Einsamkeit von einem positiven Alleinsein abgegrenzt werden soll. Einsamkeit kann sich schädlich auf die Gesundheit auswirken, was besonders die Funktion unseres Immunsystems, die Psyche, wie auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrifft. Sie kann sogar zu einem früheren Tod führen, was mitunter auch der Neurowissenschaftler John T. Cacioppo so sah. Auch während den Zeiten der COVID-19-Pandemie, der wiederkehrenden Lockdowns, war der Frust der Menschen über deren Isolation spürbar. Einsamkeit ist ein beklemmendes Gefühl, welches in Zeiten der Isolation steigen kann, wenn es eine Differenz zwischen der gewünschten Zahl der sozialen Kontakte und der Zahl der tatsächlich vorhandenen sozialen Kontakte, gibt. Dabei ist Einsamkeit ein subjektives, schmerzhaftes Gefühl des Getrenntseins. Dieses Gefühl kann auch bestehen, wenn aus objektiver Sicht genug Kontakte vorhanden wären, das Gefühl der Nähe jedoch fehlt. Jedoch hat Einsamkeit hierbei eine wichtige Signalfunktion, welche zeigt, dass der Anschluss an die Gesellschaft bedroht sein könnte. Für den Menschen als soziales Wesen, ist sozialer Kontakt essenziell [1].

Da Einsamkeit ein unwillkommener Zustand ist, ist es ratsam, diesem entgegenzuwirken. Um der Einsamkeit in der Gesellschaft entgegenzuwirken, gibt es bereits verschiedene Maßnahmen. Bei diesen kann zwischen direktem und indirektem Vorgehen unterschieden werden. Indirekte Maßnahmen betreffen institutionelle Rahmenbedingungen wie soziale Sicherungssysteme, Bildungseinrichtungen, Vereinswesen und das Gesundheitssystem. Hier gehört zum Beispiel ein ausgebautes Angebot an Kindergärten und Ganztagsschulen dazu. Direkte Maßnahmen zur Bekämpfung von Einsamkeit lassen sich unterteilen in verhaltensorientierte Interventionen, Programme für ältere Menschen, Freundschaftsprogramme, universelle und digitale Maßnahmen. Es gibt also schon einige Entwicklungen in diesem Bereich, um Einsamkeit zu verhindern, da diese als nicht förderlich für die Gesundheit betrachtet wird [7]. Gegen Einsamkeit wirkt mitunter Selbstmitgefühl zu praktizieren. Mehr über das Thema Selbstmitgefühl finden Sie hier.

Wovon hängt es nun ab, ob jemand sich in Isolation tatsächlich einsam fühlt.? Alleinsein wird erst zu Einsamkeit, wenn sie länger andauert und nicht freiwillig war. Die soziale Isolation betrifft hierbei lediglich das Fehlen der sozialen Kontakte, was nicht immer unfreiwillig ist. Unter Alleinsein kann verstanden werden, dass jemand allein gelassen worden ist oder mit etwas allein dasteht. Hier wird das Alleinsein als negativ bewertet, was auch zu Einsamkeit führen kann. Eine positive Erfahrung der Einsamkeit wird auch gerne als „Alleinsein“ bezeichnet. Gemeint ist ein „Positives Alleinsein“ Hier geht es darum, dass Menschen die Isolation bewusst suchen und Kraft daraus schöpfen, sie schaffen sich einen Raum für Kreativität [1].

„Ein Hauptstudium der Jugend sollte sein, die Einsamkeit ertragen lernen, weil sie eine Quelle des Glücks und der Gemütsruhe ist.“

Arthur Schopenhauer

Autophobie oder soziale Phobie?

Wer eine soziale Phobie hat, hat Probleme mit allen erdenklichen sozialen Situationen. Diese Menschen haben starke Angst, sich vor anderen zu blamieren und schämen sich für alle körperlichen Zeichen dieser Angst. Sie halten sich von ihren Mitmenschen fern, sind also unfreiwillig allein und einsam [12]. Es gibt auch Fälle, wo pathologische Angst vor dem Alleinsein besteht, was als Autophobie bezeichnet wird. Es kann dabei mit großem Leid oder sogar Panikattacken auf das Alleinsein reagiert werden. Betroffene haben das ständige Bedürfnis, unter Menschen zu sein [13]. Diese beiden Fälle haben die Ablehnung des Alleinseins gemeinsam. Hierbei wird zu einer Psychotherapie geraten, da die Probleme ohne professionelle Hilfe, in den meisten Fällen nicht von selbst verschwinden [12].

„Allein sein zu müssen ist das Schwerste, allein sein zu können das Schönste.“

Hans Krailsheimer

Wege aus der Einsamkeit und zu sich selbst

Mit dem Gefühl der Einsamkeit ist niemand allein, denn es leiden sehr viele Menschen darunter. Da Alleinsein nicht automatisch zu Einsamkeit führt, hängt diese nicht nur von der Zahl der Kontakte ab. Nur weil ein Mensch immer unter Leuten ist, führt das nicht zwingend zu einem Gefühl der Verbundenheit. Folgende Tipps sollen dabei helfen, mehr Verbundenheit mit der Welt wahrzunehmen [2]:

  1. Akzeptanz des Ist-Zustandes: Akzeptieren Sie das Gefühl der Einsamkeit und nehmen Sie diese bewusst wahr. Denken Sie darüber nach, woher das Gefühl kommt, oder schauen Sie sich an, was bei der Frage nach der Herkunft des Gefühls in Ihrem Kopf vor sich geht.
  2. Sich selbst etwas Gutes tun: Es gibt sicher Dinge, die Ihr Glückslevel sofort anheben könnten, wie beispielsweise ein Kinobesuch oder das Kochen und Essen vom Lieblingsgericht.
  3. Berührungen suchen: Versuchen Sie, Körperkontakt zu anderen Menschen herzustellen. Dazu kann auch ein Friseurbesuch oder eine Massage dienen. Durch Berührungen ist es möglich, Ausschüttungen des Hormons Oxytozin zu erreichen, welches Stress abbauen, Gefühle wie Liebe und Vertrauen herbeiführen und emotionale Bindungen stärken kann. Auch wird die Stimmung durch Körperkontakt gebessert, da zusätzlich Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden.
  4. Offensive und Proaktivität: Gehen Sie offen auf andere zu und suchen Sie vor allem Plätze oder Orte auf, wo viele Menschen sind. Was einem hier anfangs viel Mut abverlangt, kann auf Dauer eine sehr nützliche Fähigkeit darstellen.
  5. Die Verbindung zu sich selbst: Durch Meditation oder Yoga kann eine innere Verbindung zu uns selbst wieder hergestellt werden. Durch Meditation kann der eigene Körper wieder besser gespürt werden, während Yoga dazu führen kann, wieder mehr ins Hier und Jetzt zu kommen.
  6. Tiefe Verbindungen zu den anderen: Um tiefere Beziehungen zu anderen aufzubauen, sollten Sie sich so authentisch wie möglich im Kontakt mit anderen zeigen. Zeigen Sie auch Ihre Verletzlichkeit. Dadurch lernen Sie Menschen kennen, die möglicherweise ähnlich ticken wie Sie selbst und sehen auch sofort, wenn jemand nicht zu Ihnen passt. Es ist wichtig, ordentlich zuzuhören und aufrichtig interessiert zu sein, was die andere Person erzählt.
  7. Den Fernseher verbannen: Die negative Wirkung des Fernsehers auf das Einsamkeitsgefühl ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen worden. Eine empfehlenswerte Übung ist, den Fernseher einmal einen Monat abgedreht zu lassen und auch keine Filme über einen Streamingdienst anzusehen [2].

Positive Wirkung von bewusst gewählter Isolation

Wie wir vorhin schon geklärt haben, hat Alleinsein nicht immer eine negative Wirkung. Wer seine negative Sicht auf das Phänomen der Einsamkeit mindert, wird diesem Gefühl leichter die Stirn bieten können und ein tieferes Selbstverständnis erreichen. Einige Philosophen betrachten Einsamkeit als eine existenzielle Erfahrung, welche mit tieferen Erkenntnissen des menschlichen Daseins einhergeht. Der Psychologe Irvin Yalom sah die existenzielle Isolation als jedem Menschen zugehörig an und befand deren Verdrängung als Auslöser von Neurosen verschiedenster Art oder Ausprägung. Während dem Alleinsein fehlt die soziale Interaktion. Jedoch kann genau das befreiend wirken, da wir durch unsere sozialen Kontakte mitunter auch gefordert werden. In der Zeit des Alleinseins brauchen wir unsere Meinung nicht behaupten, unsere Bedürfnisse nicht artikulieren und können uns ohne Bedenken einmal nur auf uns selbst konzentrieren. Diese Erfahrung kann sehr wohltuend sein [1].

Die Zeit mit sich allein kann nicht nur als befreiend beurteilt werden. Ebenso kann sie als Akt der Selbstliebe gesehen werden. Selbstliebe ist hier nicht mit Selbstverliebtheit oder Egoismus gleichzusetzen, welche eher aus einem fragilen Selbstwertgefühl entstehen. Selbstliebe ist die Fähigkeit, sich selbst in seiner Ganzheit wahr- und anzunehmen. Wir sollen uns dabei selbst mit all unseren Stärken und Fehlern annehmen, ohne uns über andere zu stellen oder zu idealisieren. Benedikt Schmidt empfiehlt, sich in Selbstbeobachtung zu üben und eine freundliche Haltung sich selbst gegenüber einzunehmen. Auf diese Weise können die eigenen Bedürfnisse besser wahrgenommen werden und die Selbstliebe gesteigert werden [11]. In allein verbrachter Zeit können wir uns also ganz auf uns selbst konzentrieren, uns selbst als Ganzes akzeptieren. Daher kann der stille Rückzug auch als ein Weg zu uns selbst gesehen werden.

„Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“

Friedrich Wilhelm Nietzsche

Die Kraft der inneren Ruhe

In Zeiten, wo wir allein sind, kommt gerne innere Unruhe auf. Daher ist es von Vorteil die Kraft der inneren Ruhe zu stärken, um besser mit sich allein sein zu können. Mit einem ruhigen Menschen verbinden viele gerne das Persönlichkeitsmerkmal der Introvertiertheit. Introvertierte bevorzugen ruhige Umgebungen, halten sich in Gesellschaft mehr zurück oder wirken auch nachdenklich. Es kann sein, dass introvertierte Menschen auf ihr Umfeld beruhigend wirken. Innere Ruhe kann ein Merkmal der Introvertierten sein, ist in Wahrheit aber viel mehr. Sie bedeutet, auch in kritischen Situation Ruhe und einen klaren Kopf zu bewahren. Weiters wird innere Ruhe mit Geduld, Selbstbestimmtheit und Ausgeglichenheit in Verbindung gebracht. Außerdem kann die Konzentration durch innere Ruhe gesteigert werden, wodurch wir weniger abgelenkt werden können. Dadurch dass sich zuerst Zeit genommen wird, um nachzudenken und dann zu handeln, kann durch innere Ruhe auch unbesonnenes Verhalten vermieden werden. Wichtiges wird klarer vom Unwichtigen getrennt. Erwiesen ist auch der Aufbau neuer Verknüpfungen zwischen Erfahrungen und neuen Information in Ruhezeiten, wo nicht zu viel auf uns einprasselt. Durch die Entlastung unseres Nervensystems durch die innere Ruhe, kann diese als eine Art Gesundheitsvorsorge betrachtet werden. Durch innere Ruhe werden auch die Emotionsregulierung, die Kritikfähigkeit und der Umgang mit den Mitmenschen besser, da weniger impulsiv reagiert wird [4]. Wenn Sie mehr über die Kraft der Ruhe wissen wollen, finden Sie hier weitere Informationen.

Nicht immer spüren wir die innere Unruhe im Alltag. Heutzutage gibt es einige Einflüsse, welche der Unruhe in Zeiten, wo wir allein sind, entgegenwirken können. Dazu gehören beispielsweise allerlei elektronische Geräte, das Homeoffice, Kopfhörer oder Straßenlärm. Tatsächlich zur inneren Ruhe kommt trotz dieser Ablenkungen nicht jeder. Blaise Pascal unterscheidet zwei verschiedene Unruhen. Dazu gehören die schöpferische und die nervlich belastete Unruhe. Bei der schöpferischen Unruhe deutet der Name schon auf die treibende, positive Wirkung hin. Sie spornt an und kann Menschen in den Flow-Zustand versetzen. Mehr über Flow-Momente erfahren Sie hier. Die nervlich belastete Unruhe führt hingegen zu Lustlosigkeit oder auch zu Depressionen, weshalb diese Unruhe verständlicherweise gefürchtet wird. Die positive und schöpferische Unruhe kann zu Tätigkeiten führen, bei welcher innere Ruhe verspürt wird [3].

Hier finden Sie ein paar Tipps, um innere Ruhe zu finden:

  1. Ruhe-Termine: Ruherituale können im Tagesablauf eingeplant werden, wo auf Ablenkungen verzichtet wird. Hier kann bewusst den eigenen Gedanken gelauscht werden.
  2. Ruhe in der Natur: Auch Bäume und Natur im Allgemeinen können sehr beruhigend wirken.
  3. Sport, Entspannungs- und Atemübungen: Diese helfen Stress zu reduzieren und beeinflussen unsere Gefühle positiv.
  4. Die positive Grundeinstellung: Eine grundlegende Zufriedenheit oder Dankbarkeit für alles, was das Leben uns zuwirft, kann innere Ruhe fördern. Akzeptieren Sie, was ist!
  5. Perspektivwechsel oder Selbstbeobachtung: Eine andere Perspektive auf unsere Umgebung oder uns selbst kann helfen, Dinge aus einer Distanz wahrzunehmen und neue Lösungen wie auch zur gewünschten inneren Ruhe zu finden [4].

„Nur in einem ruhigen Teich spiegelt sich das Licht der Sterne.“

Chinesisches Sprichwort

Die Berghaltung – Tadasana

  • Stellen Sie sich aufrecht hin
  • Atmen Sie einmal tief in Ihren unteren Bauchteil
  • Bei der Einatmung ziehen Sie Ihre Arme über den Kopf zum Himmel hoch
  • Bei der Ausatmung lassen Sie sie wieder Richtung Boden sinken
  • Machen Sie das Ganze 5-mal [2]

Allein, aber nicht einsam: Die Wichtigkeit von sozialen Beziehungen

Abgesehen von der wohltuenden Wirkung, welche eine Zeit mit sich allein bringen kann, darf die Wichtigkeit des sozialen Netzes nicht unerwähnt bleiben. Soziale Beziehungen sind wesentlich für das Erleben von Unterstützung und das Gefühl der Geborgenheit. Außerdem helfen sie dabei, sich in dem Leben zurechtzufinden, denn sie bieten Orientierung. Sie fördern ebenso die Bewältigung von Belastungen, Krisen oder Übergängen in andere Lebensabschnitte. Soziale Unterstützung spielt hier eine besonders große Rolle. Ein stabiles soziales Netzwerk trägt signifikant zur Erhaltung der Gesundheit und Zufriedenheit bei. Soziale Beziehungen sollten also nicht außen vorgelassen werden, sondern in das Leben integriert werden, neben der Zeit, die nur mit sich selbst verbracht wird [5]. Wenn Sie mehr über das Geheimnis guter Beziehungen wissen wollen, lesen Sie diesen Beitrag.

Wichtig ist hierbei das richtige Mittelmaß zu beachten, welches zu Wohlbefinden führt. Alleinsein und Geselligkeit können zwei verschiedene Pole darstellen. An diesen Polen befinden sich Extremwerte, wo die Zeit entweder nur allein oder nur unter Menschen verbracht werden kann. Viele Menschen können gar nicht allein sein und sind ständig auf der Flucht davor. Andere sind aufgrund von sozialen Schwierigkeiten unfreiwillig allein. Ganz ausweichen kann niemand dem Alleinsein auf Dauer. Wer jedoch immer allein ist, kann dadurch psychischen Schaden erleiden, da soziale Kontakte essenziell sind für das Wohlbefinden des Menschen. Daher ist es ratsam, einen Ausgleich zwischen diesen beiden Polen zu finden, der für einen selbst passt [6].

Allein Reisen, Essen, Erleben – und es genießen!

Im Internet finden sich zahlreiche Berichte darüber, wie Menschen allein eine Reise unternommen haben und es als sehr gute Erfahrung sehen. Aber was hat es damit auf sich? Lohnt es sich, auch einmal allein auf Reisen zu gehen? Folgende Berichte sollen die Erfahrung allein zu reisen veranschaulichen.

Marina P. berichtet, wie sie allein nach Hamburg, weiter nach Kopenhagen und Berlin gereist ist. Sie berichtet davon, anfangs sehr aufgeregt zu sein, da es ihre erste Reise allein war. Die Idee für die Reise allein kam ihr, da sie sich privat und beruflich erschöpft fühlte und sich endlich wieder mehr um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern wollte. Per Interrailticket reiste die junge Frau für mehrere Tage durch Deutschland und nahm im Anschluss den Nachtzug, der sie nach Hause brachte. Sie genoss die Ruhe und die Zeit allein und fühlte sich frei und leicht. Abgesehen davon, dass es Marina P. nicht gefiel, allein zu essen, war die Reise für sie ein Erfolg [8].

Brigitte H. berichtet davon, als Frau nicht immer so unbeschwert reisen zu können, wie es bei Männern oft der Fall ist. Sie meint, viele Frauen hätten Angst davor, allein zu reisen, da sie sich vor gewissen Gegebenheiten fürchten. Sie selbst hat bereits in ihrer Schulzeit den Wunsch gehabt, allein ins Ausland zu reisen, wonach noch viele Trips allein stattfanden. Neben einer Reise durch Europa, ist sie auch durch Südamerika und von Sizilien nach Nordkap gereist. Sie blickt in Dankbarkeit auf ihre Reisen zurück und betrachtet diese als großartige Zeit. Für sie ist das Alleinreisen so besonders, weil alles im eigenen Tempo erledigt werden kann, sie tun und lassen kann, was sie will, sie viel mehr neue Kontakte knüpft, als wenn sie gemeinsam mit wen anderes reist, weil sie viele über sich selbst lernt oder einfach ihren Horizont erweitern kann. Trotzdem weist sie darauf hin, dass natürlich auch schlechte Erfahrungen mit Einheimischen gemacht werden können, wo jeder gut aufpassen sollte. Es gibt ihrer Meinung nach schon Plätze, die auch sie selbst meidet, da ein dunkler langer Tunnel in Rio de Janeiro nachts zur Gefahr werden kann. Außerdem gäbe es immer die Gefahr von Diebstählen, auf die allerdings auch bei einer gemeinsamen Reise geachtet werden sollte. Brigitte H. rät dazu, sich schon vor der Reise gut in diese hineinzuversetzen, regelmäßig Pausen zu machen, sich nicht gleich ins größte Abenteuer zu stürzen, aufs Bauchgefühl zu hören und trotzdem auf das Gute zu vertrauen. Laut ihr enden auch mulmige Situation in den meisten Fällen positiv, wenn der oder die Reisende einen kühlen Kopf bewahrt [9].

Allein essen zu gehen oder Solo-Dining ist für viele unangenehm. Cleo L. berichtet darüber, wie sie allein essen gegangen ist und wie sie sich dabei gefühlt hat. Nicht jedes Restaurant eignet sich dazu, Freunde dorthin einzuladen. Entweder die Lage ist für viele zu ungünstig, es passen die Preise nicht jedem oder der Laden ist schlicht uninteressant für Menschen, die einen dahin begleiten könnten. Der einzige Weg trotzdem in den Genuss des Restaurants zu kommen, ist, sich allein hineinzusetzen. Cleo L. meint, ihre Scham hätte ein Solo-Dining lange Zeit verhindert. Ihre Sorgen drehten sich immer darum, was andere Leute von ihr denken könnten. Wie sie es das erste Mal tatsächlich probierte, erlebte sie das Solo-Abendessen als überraschend angenehm. Abgesehen von den hohen Kosten, die anfallen, wenn ständig im Restaurant gegessen wird, war das Alleinessen für sie eine Bereicherung. Dadurch das sie die negativen Gedanken, die trotzdem während dem Solo-Dining hie und da gekommen sind, auszuhalten gelernt hatte, fühlte sie sich unabhängiger. So konnte sie auch auf Reisen allein essen gehen. Für Cleo L. ist das Problem mit dem Alleinessen die Stigmatisierung des Alleinseins. Oft glauben wir, dass niemand gerne allein ist oder isst. Es sollte eine Schambefreiung stattfinden und beispielsweise ein Abendessen allein sollte als ein Akt der Selbstfürsorge betrachtet werden [10].

„Ich habe begonnen, mir selbst ein Freund zu sein. Damit ist schon viel gewonnen, denn man kann dann nie mehr einsam sein.“

Lucius Annaeus Seneca

Fazit

Einsamkeit kann als belastend und gesundheitsgefährdend erlebt werden. Außerdem wird Alleinsein gerne mit Schwäche oder sozialem Scheitern gleichgesetzt, was auf diese Art nicht stimmt. Auch wenn soziale Kontakte eine ungemein wichtige Rolle im Leben eines jeden Menschen spielen, kann jeder von uns auch von einem bewussten, zeitlich begrenzten Rückzug aus der Gesellschaft, profitieren. Berichte von Reisenden zeigen, wie viel Mut es braucht, sich allein auf eine Reise zu begeben. Im Nachhinein wird positiv über die Freiheit während der Reise berichtet. Alleinsein muss nicht zwangsläufig zu Einsamkeit führen. Als wohltuend wird dabei die Stärkung des Selbstvertrauens, bezeichnet. Ein bewusst gewähltes Alleinsein bietet enormes Potenzial für Selbstreflexion, Kreativität und persönliche Weiterentwicklung, insofern diese Zeit genossen wird. Innere Ruhe ist eine Voraussetzung dafür, um von der Zeit mit sich selbst profitieren zu können. So wird im Alleinsein ein Raum geschaffen, welcher zu mehr Klarheit und Selbstliebe führen kann.

Literaturverzeichnis

[1] Rauh, R. (2021). Alleinsein als Chance. In: Spekrum.de, https://www.spektrum.de/news/einsamkeit-alleinsein-als-chance/1879243 [Zuletzt aufgerufen: 22.04.2025, 9:23].

[2] Mimra, N. (2020). Einsamkeit überwinden: 9 Tipps + 2 Übungen gegen Einsamkeit. In: Selbstbewusstsein-staerken.net, https://www.selbstbewusstsein-staerken.net/einsamkeit-ueberwinden/ [Zuletzt aufgerufen: 29.04.2025, 10:34].

[3] Julius Raab Stiftung (2020), In der (inneren) Ruhe liegt die Kraft. Julius Raab Stiftung Kärntner Straße 8/6 1010 Wien, https://www.juliusraabstiftung.at/news/in-der-inneren-ruhe-liegt-die-kraft/ [Zuletzt aufgerufen: 30.04.2025, 13:33].

[4] Noa, L. (2022). Deine Intro-Stärke: Innere Ruhe. teamintrovertiert.de, https://www.teamintrovertiert.de/innere-ruhe/ [Zuletzt aufgerufen: 30.04.2025, 14:09].

[5] Theile, M. (2022). 'Allein zu sein, davor habe ich am meisten Angst' - Die Bedeutung von Sozialen Netzwerken im Leaving Care. DEU, Diskurs Kindheits- und Jugendforschung / Discourse. Journal of Childhood and Adolescence Research, 17, 2, 195-210.

[6] Halbe, P. (1996). Können Sie mit sich allein sein? In: Ihr Kopf — Ihr Kapital. Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden.

[7] Wendt, C. Maßnahmen gegen Einsamkeit – Beispiele aus einer international vergleichenden Perspektive. Bundesgesundheitsblatt 67, 1172–1179 (2024).

[8] Portmann, M. (2022). Solo Travel. Meine Erfahrungen mit dem Allein Reisen. Twentyonetravel.com, https://twentyonetravel.com/solo-travel-meine-erfahrungen-mit-dem-allein-reisen/ [Zuletzt aufgerufen: 05.05.2025, 08:47).

[9] Huber, B. (2022). ALLEIN REISEN ALS FRAU: meine Erfahrungen & Tipps. Ausgeflogen.at, https://www.ausgeflogen.at/allein-reisen-als-frau/ [Zuletzt aufgerufen: 05.05.2025, 09:05].

[10] Libro, C. (2023). Allein essen gehen – Einfach erbärmlich oder Akt der Selbstfürsorge? CLEOGRAPHIE, https://cleographie.com/alleine-essen-gehen-erbaermlich-oder-selfcare/ [Zuletzt aufgerufen: 05.05.2025, 9:26].

[11] Schmidt, B. (2025). Ethik der Selbstliebe. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; Karl Alber.

[12] Weymann, N. (2024). Information Soziale Phobie. Psychenet.de, https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/informationen/soziale-phobie.html#hilfreiche-informationen-und-links [Zuletzt aufgerufen: 06.05.2025, 09:39].

[13] oberbergkliniken.de (o.J.). Die Angst vor dem Alleinsein. https://www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/autophobie [Zuletzt aufgerufen: 06.05.2025, 09:49].


Verena Prinz

Verena ist Studentin der Psychologie im Fernstudium und gleichzeitig Mutter, was ihren Alltag vielseitig und spannend macht. Ihr Interesse gilt nicht nur der menschlichen Psyche, sondern auch der Naturheilkunde und Pädagogik, denn sie liebt es, immer Neues zu lernen und ihr Wissen zu vertiefen. Neben ihrem Studium und dem Familienleben findet sie in Kunst und Handarbeit einen kreativen Ausgleich.