„Aller Humor fängt damit an, dass man die eigene Person nicht mehr ernst nimmt.“
Übersicht
In einer Welt, in der Selbstoptimierung und Perfektion häufig als Maßstab gelten, wirkt Selbstironie wie ein wohltuendes Gegengewicht. Wer über sich selbst lachen kann, zeigt nicht Schwäche, sondern eine besondere Form der Stärke: emotionale Reife, Gelassenheit und innere Sicherheit. Der folgende Artikel beleuchtet die wohltuende Kraft der Selbstironie und erklärt, warum sie mehr ist als nur ein humorvoller Nebeneffekt des Alltags. Er zeigt, wie die Fähigkeit, sich selbst mit einem Augenzwinkern zu betrachten, nicht nur das eigene psychische Wohlbefinden steigert, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen bereichert, Stress reduziert und zur Entwicklung einer positiven Fehlerkultur beiträgt. Lernen Sie, wie man durch ein Lächeln auf die eigenen Schwächen innere Stärke gewinnt.
Ironie, Sarkasmus, Zynismus…
Zuallererst soll Ironie von Sarkasmus und Zynismus abgegrenzt werden. Auch wenn Ironie, Sarkasmus oder Zynismus oft für dasselbe gehalten werden, gibt es dennoch klare Unterschiede zwischen den Begriffen. Der Begriff Ironie kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Vorstellung“ oder „geheuchelte Unwissenheit". Eine ironische Antwort muss erst entschlüsselt werden, damit sie verstanden werden kann. Es handelt sich um eine gegenteilige Aussage oder um ein „sich-absichtlich-dumm-stellen“. Mit Ironie ist eine Form des uneigentlichen Sprechens gemeint, wo Gesagtes ins Gegenteil verkehrt wird. Ebenso aus dem Altgriechischen kommt das Wort Sarkasmus, welches „verhöhnen“ oder „zerfleischen" bedeutet. Kennzeichnend ist hierbei der Spott, welcher damit ausgedrückt wird. Es handelt sich um aggressiven Hohn, welcher kaum verschlüsselt ist und schwerer zu überhören ist als Ironie. Während Sarkasmus eine bestimmte Absicht hat, geht es bei Ironie nur um die Art, wie etwas gesagt wird. Sarkasmus kann Ironie als Stilmittel nutzen [1, 7]. Das Wort Zynismus stammt von dem altgriechischen Wort „kynikos", welche „hündisch" bedeutet. Gemeint ist eine menschenverachtende, herablassende Einstellung, welche verletzend und grausam ist. Zyniker nehmen Regeln des Anstands, der Norm oder der Moral in der Gesellschaft weniger ernst. Des Weiteren wird jemanden dabei eine selbst verschuldete Ahnungslosigkeit vorgeworfen. Derjenige wird auf eine spöttische Art darauf hingewiesen. Ironie ist hierbei eine sanftere Form des Humors, wobei Selbstironie wie der Name schon sagt, sich speziell nur auf die eigene Person bezieht [2, 7].
Beispiele
Ironie: „Jemand kommt eine Stunde zu spät und Sie sagen: Schön, dass Sie so pünktlich sind.“ [8]
Sarkasmus: Sie haben gerade etwas ausführlich erklärt – trotzdem kommt dazu eine unbedachte Frage. Sie reagieren sarkastisch: Eigentlich ist heute Tag des Mitdenkens. Schade, dass du nicht mitfeiern kannst. [9]
Zynismus: „Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits müde; das erklärt manches.“ Mark Twain
Selbstironie: Mein Englisch ist wie der Google-Übersetzer nach drei Bier – kreativ, aber gefährlich.
Missgeschicke passieren. Das gehört zu Leben dazu und ist komplett gewöhnlich. Und da diese nichts Besonderes und wir selbst nicht der Mittelpunkt des Universums sind, brauchen wir diese nicht allzu ernst zu nehmen. Wer über sich selbst und seine Fehler lachen kann, wird weniger unter ihnen leiden und sogar positive Aspekte daran erkennen können. Durch eine humorvolle Haltung kann die Perspektive gewechselt werden und Distanz zu einem Problem geschaffen werden. Zudem wirken Menschen, die über sich selbst lachen können, anziehend auf ihre Mitmenschen. Es wird eine angenehme, von Druck und Anspannung befreite Atmosphäre im Miteinander geschaffen. Weiters kann sich Humor, wie Selbstironie, positiv auf das Stressempfinden, die Regeneration des Körpers, Entspannung der Muskulatur, Aktivierung der Abwehrzellen, den Blutdruck und beispielsweise auf die Cholesterinwerte auswirken. Die Prise Aggression, welche in humorvollen Bemerkungen steckt, sollte nicht vergessen werden. Diese kann bei unsicheren, ängstlichen oder Personen mit niedrigem Selbstwertgefühl, destruktiv wirken. Manchmal wirken Menschen hierbei komplett humorlos. Jedoch hat jeder in irgendeiner Form Humor, doch zeigt sich dieser aus verschiedenen Gründen, wie beispielsweise Depressionen, bei Menschen nicht immer offen. Hier gibt es im Falle der Selbstironie eine Grenze zur ungesunden Selbstabwertung, die es zu beachten gilt. Selbstironie hat jedoch den Vorteil, im Vergleich zu Zynismus, dass sie andere Personen, wie auch die eigene Person nicht herabsetzt oder angreift [3].
Humor und Persönlichkeit
Um zu verstehen, warum nicht jeder alles lustig findet, muss der Zusammenhang zwischen der Persönlichkeit und dem Humor erläutert werden. Da Humor Geschmacksache ist, es geht darum auf welche Weise sich Humor bei einer Person zeigt. Humor kann in einen positiven und negativen Humorstil eingeteilt werden und kann sich auf sich selbst oder andere Personen beziehen. Unter selbststärkenden Humor kann ein lockerer Umgang mit Widrigkeiten verstanden werden. Es ist eine positive Art von Humor, da sie auflockert, motiviert und aufbaut. Ebenso ist verbindender Humor eine positive Art sich zu amüsieren, wo andere Personen zum Lachen gebracht werden sollen, um Konflikte oder Spannungen abzumildern. Diese Formen des Humors gehen mit einem erhöhten psychischen Wohlbefinden einher und stehen mit Selbstironie in Verbindung. Auch emotionale Stabilität, Mut, Elan, Ehrlichkeit und Offenheit für Erfahrungen hängen mit einer wohlwollenden Form des Humors zusammen. Wer zu Sarkasmus oder Zynismus neigt, welche bissigere Formen von Humor sind, ist weniger sozial verträglich, wie auch weniger gewissenhaft. Wer zu „dunkleren“ Formen des Humors neigt, hat zudem eine weniger ausgeprägte Freundlichkeit oder Teamfähigkeit. In Kreativität und Lernbereitschaft zeigt sich jedoch, dass Menschen, die mehr zu Zynismus neigen, hier besser abschneiden, was ebenso auf Menschen zutrifft, welche Nonsens, Satire oder Witze bevorzugen. Ein messbarer Zusammenhang zwischen Intelligenz und Humorstil ließ sich bisher in keinem signifikanten Zusammenhang feststellen. Als negativ wird Humor vor allem dann gesehen, wenn dieser mit negativen Gefühlen begleitet wird, weil dabei jemand herabgewürdigt wird. Damit sich Selbstironie positiv auf das Leben auswirken kann, sollte sie stets von positiven Gefühlen begleitet werden [15]. Wenn Sie mehr über die positiven Auswirkungen von Humor lesen wollen, besuchen Sie die verlinkte Seite.
Wann entwickelt sich die Fähigkeit zur Selbstironie?
Die Fähigkeit, Ironie überhaupt zu verstehen, entwickelt sich ab der Kindheit und ist oft im Jugendalter vollständig ausgereift. Ironie kann im Umgang mit Kindern angewendet werden, insofern diese ein Verständnis dafür haben. Bei Kindern ist dieses Verständnis abhängig von ihrem Entwicklungsstand und viele verstehen im Vorschulalter subtile Ausdrucksweisen selten richtig. Meistens beginnen Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren ein tieferes Verständnis für soziale Kontexte und inhaltlich feine Nuancen zu entwickeln. Zudem benötigt es für das Verständnis von Ironie die Fähigkeit der Perspektivenübernahme, abstraktes Denken und einen reichen Wortschatz. Ebenso ist es erforderlich für das Kind, die Mimik des Gegenübers richtig deuten zu können. Wenn es Eltern richtig einschätzen können, ob die Ironie bei dem Kind ankommt, kann diese helfen, den Alltag aufzulockern. Dasselbe gilt für Selbstironie, welche als solche vom Kind verstanden werden muss, da diese ansonsten verstörend und stressauslösend wirken könnte [16].
„Erst wenn man über den eigenen Narren in sich lachen kann, wird man klug und weise.“
Selbstironie und Resilienz
Des Weiteren hängt Selbstironie mit der Fähigkeit zur Resilienz, nämlich mit der psychischen Widerstandskraft gegen Herausforderungen im Leben, zusammen. Wer seinen Humor stärkt, steigert damit auch seine Resilienz. Diese Fähigkeit, die Dinge nicht zu schwer zu nehmen ermutigt zum Weitermachen, unabhängig davon, wie fordernd sich das gestaltet. Da Humor zu einem Gefühl der Gelassenheit und Heiterkeit führen kann, kann mit kommenden Widrigkeiten besser umgegangen werden, indem mitunter eine wertschätzende Atmosphäre sich selbst gegenüber geschaffen wird. Hinderlich an der Bewältigung von schwierigen Situationen kann das Gefühl der Hilflosigkeit sein. Durch Humor ändert sich die Perspektive eines Menschen und Dinge können aus einer Distanz betrachtet werden. Durch diese durch den Humor geschaffene tolerante Sicht auf sich selbst, erhöht sich auch die Fehlertoleranz sich selbst und anderen gegenüber. Zu hohen Ansprüchen kann hier effektiv entgegengewirkt werden, während mehr Offenheit und Annahme entsteht. Humor und Resilienz haben hierbei gemeinsam, dass beide Fähigkeiten in Krisenzeiten nützlich sind. Zudem wirken sich Optimismus, Lösungsorientierung, Stärkung der Selbstwirksamkeit, Akzeptanz des Geschehens, Verantwortungsübernahme, aktive Zukunftsplanung und eine Orientierung am sozialen Netzwerk positiv auf die Resilienzentwicklung aus. Diese Fähigkeiten bilden die sieben Säulen der Resilienz. Gemeinsam mit Selbstironie können sie dazu führen, dass eine Person nicht so schnell aufgibt und bei Rückschlägen immer wieder aufsteht [4].
„Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“
Selbstironische Menschen wirken nahbar und authentisch
Im Zusammenhang mit dem Sozialleben kann Selbstironie einen positiven Unterschied machen. Sie wirkt sich auf die sozialen Beziehungen eines Menschen aus. Wer viel lacht, dem wird eine höhere Sozialkompetenz nachgesagt, wobei Humor hier als eine Art Klebstoff wirkt, welcher Menschen miteinander verbindet [5]. Wer seine Schwächen nach außen hin nicht zeigen möchte, ein perfektes Bild von sich präsentieren will, kann unnahbar oder abschreckend wirken. Auf diese Art wird es schwieriger, eine Person wirklich kennenzulernen. Zudem können sich durch das Ansprechen der eigenen Fehler mitunter Gesprächsthemen ergeben. Ebenso wirkt sich Selbstironie auf die Kritikfähigkeit aus, welche einen Menschen im sozialen Umfeld verträglicher macht. Die eigenen Erwartungen an sich selbst und an andere Personen werden dabei abgeschwächt [6].
Entwicklung einer positiven Fehlerkultur durch Selbstironie
Weiters gibt es einen Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer positiven Fehlerkultur und der Fähigkeit zur Selbstironie. Eine positive Fehlerkultur ist wichtig für den Fortschritt im privaten, wie im beruflichen Bereich. Besonders heutzutage befindet sich die Gesellschaft in einem stetigen Wandel, welcher im wirtschaftlichen, technologischen, sozialen und politischen Bereich auftritt. Deswegen muss sich jeder anpassen können und wachsen, um Schritt halten zu können. Diese Anpassungsleistung geschieht mitunter nicht ohne Fehler, durch welche gelernt werden sollte. Trotzdem fällt es nicht immer jedem leicht, sich einen Fehler einzugestehen. Das hängt damit zusammen, als wie relevant der Fehler wahrgenommen wird oder ob ein Fehler durch andere Leute eher verurteilt wird. Fehler werden durch Menschen unterschiedlich aufgenommen und bewertet, was von persönlichen Prägungen abhängig ist. Es stellt sich hier die Frage, aus welcher Haltung heraus Fehler wahrgenommen werden. Bei vielen löst der Gedanke, einen Fehler zu machen, Stress aus, weshalb hier gerne mit Angriff oder Flucht reagiert wird. Da Fehler auf Entwicklungsmöglichkeiten hinweisen, sind diese Reaktionsmöglichkeiten nicht optimal. Und Fehlerlosigkeit überhaupt zu verlangen ist wie einem Kind das Stolpern zu verbieten. Daher ist es sogar notwendig Fehler zu machen und sie sollten wie Irrtümer offen, ehrlich und mit Mut ertragen werden können. Um Fehler besser akzeptieren und möglicherweise mit Selbstironie auf Fehler reagieren zu können, muss sich die innere Einstellung zu dem Thema ändern. Wenn Sie bei sich selbst beginnen und sich offen Fehler eingestehen, können Sie als Vorbild für andere dienen. Anderen wird dadurch der Druck genommen und sie können ebenso offener mit ihren Fehlern umgehen. Weiters können Sie andere um Feedback oder Rat fragen, da die Wahrscheinlichkeit, gemeinsam eine Lösung zu finden, höher ist, als wenn Sie es allein versuchen. Dadurch dass Sie einen entspannteren Umgang mit Fehlern entwickeln, wird es Ihnen leichter fallen, diese auf Dauer weniger ernst zu nehmen, da sie als zum Leben dazugehörig empfunden werden. Auf diese Weise werden Sie sich weniger für ihre Fehler schämen und können wahrscheinlicher mit Selbstironie darauf reagieren. Humor öffnet die Tür zu einer lernfreudigeren und entspannteren Haltung – nicht nur im Umgang mit Fehlern. Sie gestehen sich den Fehler auf eine lockere Art und Weise ein und lernen dadurch schneller etwas Neues. Abgesehen davon schafft Selbstironie im Umgang mit Fehlern interpersonelle Beziehungen, sie steigert die Motivation und führt zu einer positiveren Stimmung [12, 13].
„Wer über sich selbst lachen kann, muss den Spott anderer nicht fürchten. Sich nicht so wichtig zu nehmen, sich und anderen Fehler und Schwächen zuzugestehen, entspannt und macht gelassen.“
Selbstakzeptanz und Selbstironie
Im Folgenden wir darauf eingegangen, inwiefern Selbstironie mit Selbstakzeptanz zusammenhängt. Es gibt bei vielen Menschen einen inneren Kritiker, welcher verlangt perfekt zu sein, welcher uns auf alles hinweist was nicht glattläuft. Wie stark dieser innere Kritiker ausgeprägt ist, hängt von der Persönlichkeit eines Menschen ab. Wenn die Selbstakzeptanz höher wird, wird diese innere Stimme, welche unser Selbstvertrauen schwächen kann, leiser. Des Weiteren hilft Selbstmitgefühl dabei, mit dem inneren Kritiker umzugehen. Wenn Sie das Thema interessiert, lesen Sie hier mehr über Selbstmitgefühl. Es geht hierbei nicht darum, die eigenen Fehler komplett auszublenden, sondern die negative Sicht darauf abzuschwächen. Idealvorstellungen können dabei kontraproduktiv wirken, indem sie Zweifel schüren und selten gänzlich erreicht werden können. Solche Vorstellungen reichen von dem perfekten Aussehen, einem großen Freundeskreis, dem/der makellosen PartnerIn, Vorzeigekinder, einem großen Haus mit riesigem Garten und so weiter. Wem es an Selbstakzeptanz mangelt, leidet mehr daran, wenn er oder sie nicht alles erreicht, was als wünschenswert erachtet wird. Das Paradoxe daran ist, dass beispielsweise der Wunsch nach einem/einer perfekten PartnerIn einen daran hindern kann, überhaupt einen/eine passende/n PartnerIn zu finden. Natürlich muss niemand vorhandene Makel an anderen oder sich selbst komplett ausblenden. Es geht bei der Selbstakzeptanz darum, diese Makel annehmen zu können, weil diese eben auch zu einem selbst gehören und eine Person mitunter zu der machen, die sie ist. Dabei sollte nicht zu viel Zeit und Energie in das Grübeln über Fehler gesteckt werden, wenn an ihnen ohnehin nichts geändert werden kann. Hilfreich kann hierbei sein, sich daran zu erinnern, welches Ziel derzeit verfolgt wird und ob es gerade weiterhilft über ein bestimmtes Problem nachzudenken. Auf diese Weise kann leichter erkannt werden, wie wichtig das Problem tatsächlich ist. Wenn sie zum Beispiel gerade einen Urlaub planen und sich darüber sorgen, ob sie nicht zu blass aussehen, würde ihnen die Planung des Urlaubes mit dunklerer Haut nicht leichter fallen. Hierbei könnten Sie sich mehr darauf konzentrieren, wie Sie den Urlaub am besten genießen können. Selbstironie kann hierbei dadurch entstehen, dass Belanglosigkeiten erkannt werden, welchen schlicht zu viel Gewicht verpasst worden ist. Sie können sich zum Beispiel fragen, was sie über die Farbe oder die Beschaffenheit der Haut anderer Strandbesucher denken. Lange werden Sie nicht darüber nachdenken oder finden Sie tatsächlich die Zeit und die Lust dazu, sich im Urlaub mit so etwas zu beschäftigen? Dadurch, dass sie sich selbst akzeptieren und sich auf das Wesentliche in ihrem Leben konzentrieren und belanglose Makel oder Fehler nicht mehr so wichtig nehmen, wird es Ihnen leichter fallen, mit Humor zu reagieren [14].
„Nimm dich ab und zu selbst auf den Arm. Diese einfache Übung erspart deiner Psyche schweißtreibende Liegestützen.“
Tipps für mehr Humor im Alltag
Zerstörerischer Humor!?
Nicht in jeder Situation ist Selbstironie angebracht, da diese unter bestimmten Bedingungen kein gutes Gefühl hinterlassen könnte. In bestimmten Situationen, etwa wenn Selbstzweifel überwiegen, kann Selbstironie herausfordernd sein. Achtsamkeit im Umgang damit stärkt jedoch die Selbstfürsorge und emotionale Klarheit. Dabei geht es darum, ob jemand einen vermeintlichen Makel, beispielsweise an seinem Körperbild, tatsächlich selbst nicht akzeptieren kann. In dieser Situation kann Selbstironie als eine Art Schutzwall fungieren, welche den anderen zeigen soll, wie wenig es Sie kümmert. Dennoch spüren Sie innerlich einen Schmerz, da Sie gar nicht zufrieden sind. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Fehler und Makel anzunehmen und das ungute Gefühl ausbleibt, ist Selbstironie jedoch ein Weg zu mehr Leichtigkeit im Alltag. Weiters kann Selbstironie, durch ihre entspannende Wirkung, zu einer Abschwächung von Motivation und Ambition führen. Wenn Ziele nicht komplett ernst genommen werden, sinkt hier zwar der Druck, aber ebenso die Energie für deren Umsetzung. Empfehlenswert ist es, Situationen einzeln zu bewerten, indem über die Auswirkung der Selbstironie reflektiert wird. Stärkt sie, dann ist sie förderlich. Sollte sie bei gewissen Situationen jedoch zu einem Abkommen von den eigenen Zielen oder zu einem innerlich schlechten Gefühl führen, sollte sie unterlassen werden [6].
Des Weiteren kann sich Zynismus schädlich auf einen selbst und auf die Mitmenschen auswirken, wenn dieser nicht behutsam und überlegt eingesetzt wird. Zynismus ist sehr angriffslustig und nimmt keine Rücksicht auf die Meinungen von anderen Personen. Er ist verurteilend und herabblickend. Zynismus kann sich mitunter aus negativen Erfahrungen heraus entwickeln oder durch anhaltende Frustration in einem bestimmten Lebensbereich verstärkt werden. Mit Zynismus wird eine Scharfzüngigkeit, Boshaftigkeit und eine Ablehnung der gesamten Welt assoziiert. Obwohl der Zyniker belustigend auf Andere wirken kann, kann sich diese Geisteshaltung auf lange Sicht negativ auf den Gesundheitszustand auswirken und Depressionen begünstigen. Zyniker isolieren sich zudem leichter von anderen, was das Wohlbefinden beeinträchtigt. Wer sich hierbei zu viel mit den Missständen dieser Welt beschäftigt, neigt vermehrt zu Sorgen und Stress, weshalb Zynismus immer mit Vorsicht genossen werden sollte [10].
„Selbstironie ist die Kunst, sich so durch den Kakao zu ziehen, daß er noch schmeckt.“
Übung zur Selbstironie
Täglicher Rückblick: Schreiben Sie am Ende des Tages schwierige Situationen auf, welche Ihnen passiert sind. Überlegen Sie, was dabei schieflief und überlegen Sie sich drei ironische Aspekte daran. Das Erfinden einer Geschichte zu der Situation kann dabei helfen, leichter einen lustigeren Zugang dazu zu finden und die Perspektive zu wechseln, indem der Protagonist nicht Sie selbst sind. Daraus könnte eine Art Humor-Tagebuch entstehen, welches bei schlechter Stimmung zur Erheiterung herangezogen werden kann [11].
Fazit
Selbstironie ist mehr als ein rhetorisches Stilmittel. Sie ist ein Ausdruck von Selbstannahme, psychischer Widerstandskraft und sozialer Intelligenz. Wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, schafft Raum für Leichtigkeit, Entwicklung und menschliche Nähe. Der bewusste, wohlwollende Umgang mit den eigenen Schwächen fördert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern auch das Miteinander: Missgeschicke werden zur Quelle von Humor, Fehler zu Chancen für Wachstum. Gleichzeitig schützt Selbstironie davor, in destruktiven Perfektionismus oder selbstschädigende Gedankenspiralen zu verfallen. Sie hilft uns, gelassener durch den Alltag zu gehen und uns selbst nicht im Weg zu stehen. Doch wie jede Form des Humors, erfordert Selbstironie Feingefühl. Sie sollte nicht zur Maske werden, hinter der echte Verletzlichkeit versteckt wird. Richtig eingesetzt, kann sie jedoch Türen öffnen – zu einem authentischeren Selbst und zu einem friedlicheren Umgang mit der Welt. Wenn wir lernen, über uns selbst zu lachen, begegnen wir dem Leben nicht nur gelassener, sondern auch mit mehr Lebensfreude.
Quellenverzeichnis
[1] Studienkreis. Profi Nachhilfe für alle (o.J.). Ironie und Sarkasmus. Welche Unterschiede gibt es? In: studienkreis.de, https://www .studienkreis.de/deutsch/ironie-sarkasmus-unterschied/ [Zuletzt aufgerufen: 21.05.2025, 13:51].
[2] Studyflix (o.J.). Zynismus. In: studyflix.de, https://studyflix.de/deutsch /zynismus-3026 [Zuletzt aufgerufen: 21.05.2025, 14:07].
[3] Medizin Populär (2015). Gesunde Selbstironie: Lach über dich! In: medizinpopulaer.at, https://www.medizinpopulaer.at/neurologie-psyche /gesunde-selbstironie-lach-ueber-dich/ [Zuletzt aufgerufen: 21.05.2025, 14:43].
[4] Gierlich, S. (o.J.). Humor als Ressource für Resilienz. In: nifbe.de, https://nifbe.de/fachbeitraege/humor-als-ressource/ [Zuletzt aufgerufen: 27.05.2025, 12:43].
[5] Gojowy, A. (o.J.). Von der Kunst, über sich selbst zu lachen. In: 7mind.de, https://www.7mind.de/magazin/von-der-kunst-ueber-sich-selbst-zu-lachen [Zuletzt aufgerufen: 27.05.2025, 13:43].
[6] Neumann, B. (o.J.). „ACHTUNG, DIE DICKE KOMMT“ – WARUM SELBSTIRONIE NICHT IMMER HILFT. In: bastienne-neumann-de, https://bastienne-neumann.de/selbstironie/ [Zuletzt aufgerufen: 28.5.2025, 12:28].
[7] Schneider, P. (2023). Wie unterscheiden sich Sarkasmus, Ironie und Zynismus? Die Antwort auf eine Leserfrage zum Thema Rhetorik. In: tagesanzeiger.ch, https://www.tagesanzeiger.ch/wie-unterscheiden-sich-sarkasmus-ironie-und-zynismus-828477153118 [Zuletzt aufgerufen: 06.06.2025, 09:15].
[8] Weßling, H. (2023). Ironie – Definition, Beispiele und Wirkung. In: bachelorprint.at, https://www.bachelorprint.at/wissenschaftliches-schreiben/stilmittel/ironie/ [Zuletzt aufgerufen: 06.06.2025, 09:30].
[9] Mai, J. (2025). Sarkasmus: Definition, Beispiele und Sprüche. In: karrierebibel.de, https://karrierebibel.de/sarkasmus/ [Zuletzt aufgerufen: 06.06.2025, 09:38].
[10] Poggemann, M. (o.J.). Zynismus. Definition, 3 Bedeutungen & 20 Sprüche. In: schreiben.net, https://www.schreiben.net/artikel/zynismus-12301/ [Zuletzt aufgerufen: 06.06.2025, 09:49].
[11] meetyourmaster.de (2024). Humor lernen – so klappt´s! 7Tipps für mehr Spaß im Alltag. In: https://www.meetyourmaster.de/de/blog/humor-lernen [Zuletzt aufgerufen: 06.06.2025, 13:33].
[12] Wagner, G. (2023). 10 Tipps für eine positive Fehlerkultur. In: LeanMagazin, https://leanbase.de/publishing/post/tipps-fur-eine-positive-fehlerkultur [Zuletzt aufgerufen: 08.06.2025, 09:06].
[13] Inderbitzin, J. (o.J.). Selbstironie bei Führungskräften fördert den Wandel in der Organisation. In: HSLU Hochschule Luzern, https://hub.hslu.ch/leadership/2023/06/01/selbstironie-bei-fuehrungskraeften-foerdert-den-wandel-in-der-organisation/ [Zuletzt aufgerufen: 08.06.2025, 09:37].
[14] Andresen, E. (2025). Selbstakzeptanz – so gehst du den Weg dorthin mit Leichtigkeit. In: greater.com, https://greator.com/selbstakzeptanz/ [09.06.2025, 09:43].
[15] Schultz, N. (2025). Nicht jeder findet alles lustig. Woher die Unterschiede im Witzgeschmack kommen, hängt vor allem von der Persönlichkeit ab. In: dasgehirn.info, https://www.dasgehirn.info/ein-ganz-persoenlicher-humorsinn [Zuletzt aufgerufen: 11.06.2025, 09:17].
[16] Weidt, B. (2024). Ab welchem Alter verstehen Kinder Ironie? In: Das Schweizer Eltern Magazin, https://www.fritzundfraenzi.ch/elternbildung/ab-wann-verstehen-kinder-ironie/#:~:text=«Ironieverständnis%20benötigt%20einen%20gewissen%20Grad,sie%20können%20ebenso%20Stress%20verursachen. [Zuletzt aufgerufen: 12.06.2025, 13:42].